FOODPHOTO FESTIVAL – Just about Food, get inspired

Sommer in Europa, Zeit der Festivals. Nicht nur Musikfans kommen in der wärmsten Zeit des Jahres auf ihre Kosten, auch Fotobegeisterte können auf diversen Veranstaltungen ihrer großen Leidenschaft frönen. So waren auch wir, ganz im Zeichen unserer Aufgabe als Referenten für unsere Workshops, gefangen im Reise – und Organisationsfieber zwischen Zingst im Norden und der Photo+Adventure im tiefsten Pott, als unsere Aufmerksamkeit auf das zwischendrin stattfindende FOODPHOTO FESTIVAL in Dänemark fiel. 

Ein Festival, ganz allein der Foodfotografie verschrieben? Da wir von einer vergleichbaren Veranstaltung bis dato nichts gehört hatten, siegte die Neugier, und mit wenig Schlaf, viel Gepäck und dem ständigen Versuch, sich selbst davon zu überzeugen, dass, global gesehen, es von Zingst bis Dänemark doch ein Katzensprung sei, machten wir uns auf den Weg ins beschauliche Vejle, um uns ein ganz eigenes Bild dieses besonderen Ereignisses zu machen. 

Das Programm liest sich beachtlich: Neben Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Network Dinnern und zwei Awards für beste Reportage und beste Fotoserie können die Besucher an diversen Workshops teilnehmen, ihre Bilder bei einem Pecha-Kucha-Vortrag präsentieren, oder bei den Portfolio-Reviews ein individuelles Feedback von Profis aus der Branche zu ihren Mappen und Werken erhalten. Umso größer die Überraschung, wenn man das erste Mal einen Fuß in das beschauliche Städtchen Vejle setzt, in welchem das Festival stattfindet. Mit gerade mal 50.000 Einwohnern ist das „Manchester Dänemarks“, wie es während der industriellen Revolution genannt wurde, eher geruhsam und idyllisch denn bebende Metropole. 

Doch genau dies ist einer der Gründe, warum Kurator Günter Beer, Begründer des Festivals, so gerne an diesen Ort zurück kehrt. Obwohl Beer das Festival selbst als „Ufo“ bezeichnet und betont, dass es theoretisch an jedem Ort der Welt stattfinden könnte, ist ihm die familiäre Stimmung, neben der außerordentlichen Gastfreundlichkeit und Unterstützung der Stadt, besonders wichtig. 

„Es gibt Veranstaltungen in großen Städten, die prämieren, da gibt’s 20 Kategorien und 30 Preisträger, aber wir legen Wert drauf, dass die Menschen wirklich hier sind. Das ist das Wichtige, der Kontakt zwischen den Menschen. Zwischen den Leuten passiert viel. Das kann man schlecht in einer Metropole, in der sich alles verläuft, es ist kompakt, gut koordinierbar.“ 

Günter Beers Biografie liest sich laut „Der Feinschmecker“ wie ein Abenteuerroman. Er war Fotojournalist in Rio de Janeiro, berichtete über den Bürgerkrieg in Nicaragua, saß mit Goldgräbern im Schlamm von Venezuela und fotografierte in US Militärlaboren, reiste für Modestrecken durch Mexiko bevor er für ein internationales Buchprojekt 255 kulinarische Spezialitäten aus ganz Europa fotografierte und das die Leidenschaft für Foodfotografie in ihm weckte. 

Auf die Frage, wie er dazu kam, sein eigenes FOODPHOTO FESTIVAL zu veranstalten, antwortet er humorvoll trocken: „Zu meinen Zeiten als Reportagenfotograf war ich sehr gerne auf dem Festival in Perpignan, das hat mir zu meiner Zeit als Foodfotograf gefehlt. Ich habe dann gesucht, gibt es so etwas, gab es nicht. Vielleicht war ich ein bisschen naiv, aber ich dachte daraufhin „Dann mache ich halt mein eigenes!“ 

Heute, nach der mittlerweile 5ten Ausgabe des im Zweijahrestakt stattfindenden Festivals erfreut er sich hochkarätigen Besuches aus mehr als 27 Ländern.

Eine dieser Menschen ist Judith Balari. Die Argentinierin mit neuer Wahlheimat Italien stellt auf dem FOODPHOTO FESTIVAL einige ihrer Werke aus und ist aufgeregt und glücklich zugleich, mit Menschen, die ihre Passion teilen, einige Tage voller Austausch verbringen zu können. 

Durch Argentinien zu Landschaftsfotografie und Portraitfotografie verführt, begann ihre Passion für Foodfotografie erst vor knapp vier Jahren, als ihr Weg sie nach Italien brachte. 

„Die italienische Küche hat mich die Leidenschaft für Foodfotographie entdecken lassen. In Argentinien essen wir meistens gegrilltes Fleisch oder Salat, das ist nicht sonderlich gesund oder abwechslungsreich. Aber in Italien, da gibt es an jeder Ecke eine neue Essenskultur! Erst verstand ich nicht, warum jeder in Italien so viel über’s Essen redet, aber mit der Zeit wurde ich angesteckt, begann, selbst zu kochen, Bilder davon zu machen um es meinen Freunden zu zeigen, und so entwickelte ich diese Leidenschaft.“ 

Wenn sie heutzutage für eine große Firma beauftragt wird, Fotos zu machen, steht ihr oft ihr Mann zur Seite.
„Er ist ein fantastischer Koch. Es ist nicht sein Hauptberuf, aber er ist sehr gut, vor allem seine Art des Anrichtens ist großartig. Er hilft mir sehr viel.“

Auf die Frage, was in ihren Augen ein gutes Foodbild ausmacht, sagt sie ganz klar:
„Der Star ist das Essen. Es muss appetitlich aussehen, so, als wolle ich direkt hineinbeißen. Auch spielen die Farben für mich eine große Rolle. Vielleicht ist es, weil ich es im Blut habe, wegen des Karnevals bei uns drüben, aber ich liebe satte, volle Farben. Aber das allerwichtigste ist, dass man seine Arbeit liebt und sein Herzblut mit einfließen lässt. Fotografie sollte nie Arbeit sein, sondern immer eine Erfüllung.“ 

Schlendert man durch die Hallen und begutachtet neben den ausgestellten Kunstwerken auch die Besucher, so kommt man nicht umhin, festzustellen, wie familiär, freundlich und offen jeder miteinander umgeht. Konkurrenzkampf und Missgunst scheinen an der Eingangstür abgegeben worden zu sein, stattdessen finden sich überall reger Austausch, nette Worte und eine inspirierende Grundstimmung, die man nur dann erfährt, wenn man es schafft, Menschen gleicher Passion zu vereinen. 

Aber was ist nun die Intention hinter diesem Festival? Ist es ein Klassentreffen für die alteingesessenen der Branche? Ein Treffpunkt für Begeisterte dieser Kunstform oder ein Ort, an dem auch der Nachwuchs die Chance bekommt, sich direkt Feedback von der Industrie zu holen und Profis die Möglichkeit gibt, sich fernab von Redaktionsalltag und Stress in Ruhe neue Inspiration und Input zu holen? 

„Alles zusammen, das ist ja das Tolle“, meint Peter Steiner, seines Zeichens mit Preisen ausgezeichneter Art Director und eines der Urgesteine der Szene. „Ich wüsste nicht wo ich etwas vergleichbares schon einmal gesehen habe. Es gibt viele Fotofestivals, ja, aber für Foodfotografen ist es hier wirklich das reinste Paradies. 
Das Besondere ist, dass man hier viele Foodfotografen zum ersten Mal persönlich trifft und man einen ganz persönlichen Kontakt bekommt. Und es sind Fotografen aus unglaublich vielen Ländern mit den unterschiedlichsten Bildsprachen vertreten. Bei den vielen Portfolio Reviews begegnen man dann sowohl den professionelle Fotografen als auch den Anfängern immer sehr offen.
Man schaut bei den Präsentationen wer Bilder für den Magazin- Kalender- oder Kochbuchbereich in seinem Portfolio hat.
Besonders die jungen Fotografen gehen heute sehr unvoreingenommen und mutig an die Foodthemen heran. Die Kreativität in den Bildern und dem Styling ist enorm. Es ist ein einziges Geben und Nehmen, das ist bereichernd für alle.
Das Schöne beim Festival hier ist, dass keiner mit irgendwelchen Sachen hinter’m Berg hält. Die Technick-, Beleuchtung- oder Stylingtricks die man erfahren möchte kann man problemlos erfragen. Alle reden miteinander und alle profitieren voneinander. 
Ich kann mich hier optimal auf die Foodszene einstellen, auf Kunden, Fotografen und Stylisten zugehen, mit ihnen neue Ideen entwickeln und besprechen. 
Wenn ich alleine zuhause am Schreibtisch sitze, ganz egal wo, ist es viel schwieriger diese vielfältige Kreativität zu erreichen. Da können auch die Millionen Bilder im Internet nicht wirklich helfen. 
Da gehe ich dann doch lieber in Vejle mit den Festivalteilnehmern tagsüber durch die Ausstellung oder abends zum Essen.
 
Wie habt ihr das gemacht? Wie hättet ihr das gemacht? Dieser Ideen-Austausch ist etwas wunderbares. Und das ist hier beim FoodPhotoFestival in Vejle die Besonderheit – ich empfehle allen Fotografen – kommt her. Hier bekommen die Teilnehmer so viel Input, dass man mit tollen Inspirationen und Ideen nach Hause fährt.“ 

Auf die etwas frech gestellte Frage, ob er nach all den Jahren Motive gibt, die er nicht mehr sehen kann, folgte folgende Antwort: 

„Bei jedem Foto, welches man nicht genau anschaut, vergibt man eine Chance.“ 

Besser kann man die Liebe für die Kunstform nicht ausdrücken.

Heimlicher Star und Alleinstellungsmerkmal des FOODPHOTO FESTIVAL sind auf jeden Fall die Portfolioreviews. Auf keinem uns bekannten anderen Event haben Quereinsteiger, Newcomer und Profis gleichermaßen die Chance, ihr Portfolio direkt den Experten der Industrie zu präsentieren und sich exklusives Feedback zu holen. 

Einer der Reviewer ist Christian Talla, seit 25 Jahren Art und Creative Director für diverse große Verlage sowie Consultant für Editorial Teams. Wir erwischen ihn in einer kurzen Pause zwischen seinen Reviews. Wie jeder mit dem wir gesprochen haben, ist er begeistert von der Möglichkeit, von Angesicht zu Angesicht neue Talente kennen zu lernen und sich inspirieren zu lassen, findet aber auch klare Worte: 

Eine Mappe braucht immer einen Zweck: ob du nur ein Feedback auf dein Werk haben willst (wie hier in Vejle) oder ob du dich um einen Job bemühst! 

Wenn du nicht weißt, warum du deine Mappe so und nicht anders zusammen gestellt hast, hat dein Auftreten keine Überzeugungskraft. 

Du musst immer überlegen, wer du bist und wofür du stehst. – Mit der Kraft dieser Authentizität sollstet du deine Mappe so zusammenstellen, dass sie zum gegeben Anlass der Präsentation passt! Zeige deinen Blick, zeige dein Herz, lege es offen in der deinen Bildern und in der Zusammenstellung deiner Werke.

Willst du einen Job in der Industrie oder Werbebranche, muss die Mappe so sein, dass du der Bestmögliche bist im Umsetzen von Wünschen von Geschäftspartnern.

Geht es um einen Editorial-Job für Magazine, muss ich deiner Mappe entnehmen können, wie du z. B. eine Reportage umsetzt, wie du ein Thema so verdichtest, dass ich in wenigen Bildern durch deine Augen eine Geschichte „lesen“ kann.

Geht es um Foodstills, zeige mir das Teamwork deines Team: Foodstyling, Propstyling, Licht und Perspektive. Was ist dein unverwechselbarer Blick darauf?  

Sage mir was du willst und zeige mir deine Handschrift, deinen persönlichen Stil. – Ich muss dir vertrauen können! Ich werde dir schließlich „mein“ Geld für einen Job geben.

Meine Idee der Portfolio-Reviews ist, dass die Leute hier her nach Vejle kommen, um zu überprüfen ob das, was sie zusammen gestellt haben, auch am Markt funktioniert.“

Ein Festival von Foodphotoliebhabern für Foodphotoliebhaber, ganz im Zeichen des gemeinsamen Austausches, der Inspiration, der Nachwuchsförderung und des Zusammenhaltes. 

Der Gedanke, die Szene zu zeigen, zu zeigen wie weltweit Menschen mit den ihnen gegebenen Mitteln Kunst schaffen und Foodfotografie zu etablieren kam, neben Günter Beer, auch einem anderen Mann. Dieser wählte nur ein anderes Medium. 

Joris Luyten, selbst erfolgreicher Fotograf, ist der Herausgeber des jährlich erscheinenden belgischen Buches Foodprint. Das „Jahrbuch der Gastronomie“ ist eine Mischung aus Agenda, informativen Artikeln, Weinführer und Galerie, die Künstler aus aller Welt vereint und informiert, was binnen einen Jahres in der kulinarischen Welt passiert.

„Ich hatte die gleiche Idee wie Günther. Ich wollte Foodfotografie als Kunstform etablieren. Es sind immer die Landschaften oder die Portraits oder die Mode, die in den Galerien hängen, aber niemals Food. Dies war die Idee, die hinter dem Buch steckte. 

Für das erste FOODPHOTO FESTIVAL, damals noch in Spanien, lud mich Günther ein, das Buch zu präsentieren. Im darauffolgenden Jahr hatte ich 75 Fotografen aus 30 verschiedenen Nationen im Buch abgedruckt. Nun sind es zehn Jahre und wir haben weit über 750 Fotografen eine Plattform gegeben. 

Auf der einen Seite hast du einen Fotografen aus Kairo, welcher nur eine kleine Kamera und sonst nichts zur Verfügung hat. Auf der anderen Seite den Profi aus New York, mit einem Studio größer als eine Messehalle. Beide geben dir unterschiedliche Arten der Fotografie und dies ist etwas, was ich in meinem Buch zeigen wollte. Es ist wichtig zu zeigen, dass nicht jeder die gleichen Möglichkeiten hat und es Unterschiede gibt, aber dass alle in dieser Kunstform vereint sind.“ 

Trotz des 10jährigen Jubiläums wird die diesjährige Foodprint – in der Form! – vorerst die letzte sein. 

„Wir haben die höchste Qualität erreicht die wir erreichen konnten, also ist es jetzt an der Zeit, aufzuhören. Ab jetzt gäbe es keine Steigerung mehr, sondern nur noch ein gleich bleibendes Level. Wir wollen allerdings nicht aufhören, wir werden uns zusammen setzen und mit einer neuen Idee der Foodprint eine neue Richtung geben.“ 

Unser Fazit aus anderthalb Tagen FOODPHOTO FESTIVAL in Dänemark: 

Trotz jahrelanger Erfahrung, die unser Team vor und hinter der Kamera vorzuweisen hat, und trotz vieler Veranstaltungen sowohl als Besucher wie auch als Mitarbeiter, Aussteller und Referent, hat das Festival einen ganz besonderen Platz in unserem Herzen. Nach all den Strapazen, die das Überleben als Selbstständiger in einer künstlerischen Branche mit sich bringt, fühlte sich der Besuch beinahe an wie ein Reset. Ein Reset, der einem wieder die Liebe zur Kunst nahe bringt und einem zeigt, dass Menschen, die den gleichen Beruf haben, sich als Verbündete, die sich der gleichen Leidenschaft verschrieben haben sehen sollten statt als Konkurrenten. Gerade in der Kunst sollte man wissen, dass aus Missgunst und Neid nichts wachsen kann. Von daher war es schön zu beobachten, dass all diese höchst professionellen Menschen aus aller Welt zusammen kamen, um gemeinsam ihr Können zu zelebrieren und ein Neuankömmling keine Gefahr, sondern Bereicherung ist. 

Wir hoffen, dieses inspirierende Gefühl noch ein bisschen länger in uns tragen zu dürfen und uns auch im Alltag davon beflügeln zu lassen. Oder, um es mit den Worten von Günther Beer zu sagen: 

„Vor zwei Jahren erzählte mir ein bekannter englischer Fotograf, nach dem Festival hätte er ein Shooting vorbereitet und Sachen fotografiert, wo er früher nie auf die Idee gekommen wäre, sie zu fotografieren. Einfach, weil er so inspiriert und voll bepackt mit neuen Eindrücken von hier war. Im Prinzip ist es das, worum es hier geht. Get inspired. Neue Ideen, krieg wieder Lust an deinem Job.“ 

In diesem Sinne: Bis in zwei Jahren, Vejle! Und danke! 

Über die Autoren:
Mit Patricia Klöppel und Jochen Kohl vereinen sich jeweils über 20 Jahre Erfahrung vor und hinter der Kamera. So trifft fundiertes Wissen auf ungebändigte Kreativität. So bilden sie ein einmalig frisches und kompetentes Team, was sich in ihrer Arbeitsweise und den Ergebnissen widerspiegelt.


Halbe Rahmen

Bilder gehören an die Wand. Gedruckt mit dem Pro-2000 auf Ilford Gold Fibre Gloss, gerahmt mit Halbe Rahmen.


Ilford Ilfotex Self Adhesive Fabric

Unseren letzten Messestand haben wir nachts dann mit Ilfotex Self Adhesive Fabric beklebt, einem selbstklebenden Gewebe, welches sich repositionieren und rückstandslos wieder entfernen lässt. Es ist schon was anderes, ein Bild mal auf übe vier Metern Breite zu sehen. Das Material war perfekt, gedruckt haben wir auf den Canon Druckern der Pro Serie, lediglich der Sturm hat uns geärgert. Das Material war widerstandsfähig genug um nicht zu reißen, aber leiden waren auf Grund der widrigen Wetterbedingungen einige Blasen nicht zu vermeiden.


WYSIWYG

WYSIWYG ( What You See Is What You Get )- Drucken ohne Überraschungen
Eine kleine Einführung – leicht und verständlich

Wer kennt es nicht, wenn das Druckergebnis nicht dem Eindruck entspricht, welchen das Bild auf dem Monitor hinterlassen hat. Auf dem Weg von der Aufnahme über die Speicherkarte bis hin zum Papier gibt es etliche kleine Fallen, in die man tappen kann. Es beginnt bei der Aufnahme, sRGB vs Adobe RGB. Hier hat sich mittlerweile die Meinung breit getan, dass sRGB weniger wert ist. Auch ich nutze AdobeRGB, aber tue dies nur, da ich auch meist vor einem Eizo der CG Serie sitze, welcher in der Lage ist, diesen Farbraum auch wiederzugeben. Aber auch schon preiswerter findet man in der CS-Klasse tolle Monitore für die Bildbearbeitung. Sollte der eigene Monitor aber nur in der Lage sein, wenn überhaupt, nur sRGB darstellen zu können, sollte dies der spätere Arbeitsfarbraum sein. Man sollte ja auch sehen, was man bearbeitet. Bei Aufnahmen im RAW-Format braucht man übrigens keine Angst zu haben, für zukünftige Bearbeitungen vielleicht etwas zu verschenken, wenn doch mal ein Monitor mit erweitertem Farbraum den Weg zu einem findet. Der Farbraum wird erst im RAW-Konverter festgelegt und nicht in den Kameraeinstellungen. Diese Einstellung ist nur für das Jpeg aus der Kamera bindend..

Um aber auch zu sehen, was man nun wie genau bearbeitet und um sich sicher zu sein, dass das Ergebnis auch später diesem entspricht, führt kein Weg an einem kontrollierten Farbmanagement im eigenen Workflow. Muss man nun nicht zu 100% farbverbindlich arbeiten, zum Beispiel bei Auftragsarbeiten, bei denen Stofffarben, Lacke oder firmeneigene Farben 1zu1 wiedergegeben werden müssen, was man zum Beispiel mit einem Datacolor SpyderCheckr, erreichen kann, ist unser Auge die Referenz für die kreative Bearbeitung unserer Bilder.

Und hier ist unser Betrachtungsmedium nun einmal in erster Instanz der Monitor. Hier kommt die Monitorkalibrierung zum Einsatz, Schwarzwert/Gamma, Helligkeit/Candela und die Farbtemperatur/Kelvin,… . An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass eine Monitorkalibrierung auch, oft sogar besonders, bei einfachen Monitoren und Laptops einen Sinn macht.

Bei der Monitorkalibrierung unterscheidet man zwischen hardwarekalibrierten und softwarekalibrierten Monitoren. Beide Wege nutzen Hard- und Software. 🙂 Ein hardwarekalibrierter Monitor von Eizo zum Beispiel schreibt die Kalibrierungswerte in die LUT des Monitors, greift hier nicht auf die der Grafikkarte des Rechners zu und bietet noch einige Besonderheiten. Mehr direkt bei Eizo: Hier Klicken – externer Link

Aber nicht jeder hat einen entsprechenden Eizo und wenn, dann möchte man aber auch seine anderen Geräte, wie das Laptop unterwegs oder den ein oder anderen Monitor ebenso bestmöglich kalibrieren. Software und Messsensor braucht man dann auch bei der Softwarekalibrierung, hier wird dann ein Profil erstellt, auf welches die Grafikkarte zugreift. Die Anwendung dieser Kalibrierung ist in der Basis sehr einfach gestrickt, wodurch eine erfolgreiche Kalibrierung auch für den unerfahrenen Nutzer möglich ist. Eines der führenden Produkte auf dem Markt ist hier der Datacolor Spyder. Durch die Kalibrierung führt einen die Software Schritt für Schritt, sodass auch Einsteiger diese leicht durchführen können. Aber natürlich bietet Datacolor auch viel Wissen zum Nachschlagen, in Form von Artikeln und Webinaren. Zu den Angeboten von Datacolor – hier klicken.

Der erste Eindruck, wenn man nun auf einen kalibrierten Monitor schaut, ist oft sehr ernüchternd. Standardmonitore und Laptops sind standardmässig so eingestellt, dass sie dem Nutzer ein leichtes und einwandfreies Lesen ermöglichen. Hell, hohe Kontraste, etc., da wirkt der Blick nach der ersten Kalibrierung schnell ein wenig flau auf den Betrachter.. Aber nach kurzer Zeit gewöhnt man sich daran und empfindet dies als normal und richtig, was es dann ja auch ist.

Möchte man nun aber auch seine Bilder drucken oder drucken lassen, hört es an diesem Punkt noch nicht auf. Hat man das Bild nun frei nach seinen kreativen Wünschen bearbeitet, soll es ja auch auf Papier den gleichen guten Eindruck hinterlassen. Als erstes sollte man sich dessen bewusst sein, dass ein Bild auf einem Monitor von hinten beleuchtet ist, ein Display halt, während ein Bild auf Papier dies natürlich nicht tut. Und so ist der Grundwert in der Kalibrierung und Profilierung die Tageslichttemperatur. Das fertig ausgedruckte Bild im Kerzenlicht zu betrachten, wird also immer einen anderen Eindruck hinterlassen, als selbiges im natürlichen Tageslicht.

Als erster Schritt kommt die Auswahl des Mediums, welche Papierstärke, glänzend oder matt, vielleicht doch lieber ein AluDibond oder Leinwand. Schnell verliebt man sich in eine Papiersorte, aber dies bedeutet nicht, dass diese immer die richtige Wahl ist. Was zum Beispiel durch seine native Struktur den Charakter eines S/W-Bildes mit viel Struktur sehr gut unterstreichen kann, ist für ein Portrait in Farbe einer jungen Frau oft die falsche Wahl. Hier zaubert man dann nämlich ungewollt schnell ein wenig Cellulitis in die Haut, wo  vorher nichts gewesen ist.

Das nächste Papier gleicht dem anderen vielleicht in Stärke und Struktur, verfügt aber vielleicht über Aufheller, was sich dann in der eigentlichen Papierfarbe widerspiegelt. Während man dann bei einem Papier mit „reinerem“ Weiß dann in der Software dem Bild vorab einen wärmeren Look verpassen kann, ist der Schritt umgekehrt natürlich nicht mehr möglich.

Auch die Entscheidung für glänzende oder matte Oberflächen ist dann nicht nur rein subjektiv, sondern auch oft eine Frage der Betrachtungssituation. Mit entsprechenden Profilen gedruckt, sind die Bilder farblich in ihrer Wirkung nicht zu unterscheiden, aber abhängig vom Betrachtungswinkel und Lichteinfall kommt es dann bei dem einen dann zu Reflexionen, während es aus einem anderen Winkel eine besondere Wertigkeit erzielt.

Um hier vorab die richtige Wahl zu treffen, bieten Hersteller wie Ilford und andere Mustermappen an und nach der Auswahl seines „Wunschpapieres“ kann man dort dann das jeweilige Profil für sein Papier und den verwendeten Drucker herunterladen. Hier geht es zu den Profilen von Ilford.

Auch Druckdienstleister wie Fujifilm, Saal Digital, etc. stellen ebenso das jeweilige ICC-Profil für den verwendeten Medientyp zur Verfügung. Dieses Profil dient nun dazu, das Bild vor dem Druck in entsprechender Software zu begutachten und gegebenfalls noch entsprechend zu bearbeiten und an das Papier anzupassen. Welche Renderpriorität man dann auswählen sollte, findet man dann auch bei den Instruktionen der jeweiligen Papieranbieter und Dienstleister. Dies ist nun der Softproof.

CaptureOne, Photoshop,…und mehr bieten diese Funktion. Hat man das Profil einmal auf dem Rechner installiert, kann man es als Profil für den Softproof nutzen, wie hier zum Beispiel in Photoshop.

So ist es dann auch problemlos möglich, vergleichbare Ergebnisse mit verschiedenen Papieren bei Verwendung verschiedener Drucker zu erzielen, zum Beispiel vom Großformat mit Ilfords Galerie Prestige Gold Fibre Silk, über Leinwand von Epson hin zu Ilfords Smooth und Textured Cotton Rag in A4.

Hier werden dann Unterschiede und Eigenschaften des jeweiligen Papiers sichtbar, die sonst für böse Überraschungen sorgen können, auch wenn die Eigenschaft des Papiers doch positiv ist. In diesem Fall ist in der Monitoransicht noch Zeichnung in den schwarzen Bereichen, während das Papier die tolle Eigenschaft mit sich bringt, auch tiefes Schwarz gut darstellen zu können. Druckt man dieses Bild aber ohne Anpassung einfach, dann wird man konfrontiert mit ungewünschten Bereichen ohne Zeichnung im Schwarz. Basierend auf der Ansicht im Softproof kann man dann entsprechend in der Bildbearbeitung das Bild für den Druck anpassen.

Auch eine Warnung für den Farbumfang bietet der Softproof, nicht darstellbare Farben werden dann hervorgehoben, sodass man diese ebenfalls noch entsprechend korrigieren kann. Wie stark solche Abweichung zwischen Druck und Monitoransicht dann ausfallen, kann stark variieren, abhängig vom Motiv und dem Ausgabemedium. Diese Profile dient dann aber nicht zur Einbettung und Weiterleitung an den Dienstleister, sondern hier bitte das Profil und den Farbraum verwenden, welchen der Dienstleister vorgibt zur Anlieferung. Druckt man selbst, wählt man dieses Profil entsprechend in den Druckeinstellungen.

Natürlich kann es jetzt immer noch, besonders beim eigenständigen Drucken, zu leichten Abweichung kommen. Das liegt dann daran, dass die Profile natürlich basierend auf den Referenzgeräten der jeweiligen Modelle basieren, aber der eigene Drucker ist vielleicht schon in die Jahre gekommen, man verwendet nicht immer die Originaltinte, Zustand der Düsen, etc.. Wer es dann ganz genau auf seinen Drucker abstimmen möchte, für den gibt es entsprechende Tools, z.B. Datacolors SpyderPrint, mit denen man dann eigene Profile für Papier – und Druckerkombinationen erstellen kann.

Aber folgt man diesen einfachen Richtlinien, ist man schnell in der Lage, auch das Bild im Druck zu erhalten, welches man vorher am Monitor betrachtet hat und WYSIWYG wird Realität. Und hat man sich erst dieses einfache Basiswissen angeeignet, macht es schnell Spaß, tiefer in den Druck einzutauchen. Denn auch hier gibt es später genauso viele Feinheiten und Kniffe, wie in der Fotografie selbst und man kann das Potential der diversen Papiere individuell ausnutzen, um so einen besonderen Look zu erreichen. Natürlich gehört Druck als finales Ergebnis zum Inhalt vieler unserer Workshops.


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